
Servus und Griaß Eich! Heit nehm i Eich mit auf an Spaziergang entlang von ana der beeindruckendsten Straßn der Welt – unserer Wiener Ringstraße. Des is ned nur a Straßn, des is a Symbol für Wien, a Zeugnis von ana Epoche voller Glanz, aber a voller Umbrüche. Ihr 150-jähriges Jubiläum im Jahr 2015 war a guater Anlass, um auf ihre Entstehung und ihre Bedeutung z’schauen. Die Ringstraße is a Freilichtmuseum der Architektur und a Beweis dafür, was menschlicher Ehrgeiz und Vision schaffen können.
Die Entstehung der Ringstraße: Von der Stadtmauer zum Prachtboulevard
Das Glacis und der kaiserliche Wille
Bevor die Ringstraße zum Leben erweckt wurd’, war Wien a Stadt, die von mächtigen Befestigungsanlagen umgeben war. Davor lag des Glacis, a breiter, unbebauter Streifen Land, der militärischen Zwecken dient hat. Stellt’s Eich des vor: Statt prächtiger Palais und Parks a freie Fläche, die bei Regen schlammig und bei Sonnenschein staubig war. Besonders unbeliebt war der Paradeplatz am Josefstädter Glacis. Der damalige Bürgermeister Cajetan Felder, der selbst dort in der Nähe g’wohnt hat und täglich auf’m Weg ins Rathaus drüber musst’, hat sich stark für eine Umgestaltung eingesetzt. Der entscheidende Moment kam dann aber am 20. Dezember 1857, als Kaiser Franz Joseph I. an historischen Befehl gab: ‘Es ist Mein Wille…’ – die Mauern sollten fallen und auf dem Glacis sollt was Großes entstehen. Des war der Startschuss für eines der ambitioniertesten Stadtentwicklungsprojekte Europas.
Wettbewerb und feierliche Eröffnung
Nach dem kaiserlichen Machtwort is a Wettbewerb ausgeschrieben worden, um die besten Ideen für die Gestaltung der neuen Prachtstraße zu finden. Architekten aus ganz Europa haben ihre Pläne eingereicht. Es war a Zeit des Aufbruchs, und des hat ma g’spürt. Die Wiener Zeitungen haben die Vorbereitungen und den Wettbewerb intensiv begleitet, oft a bissl propagandistisch, um die Bevölkerung für des riesige Vorhaben zu begeistern. Schon 1858 wurd’ der Franz-Josefs-Kai eröffnet, quasi a Vorläufer. Am 1. Mai 1865 war’s dann soweit: Des erste Teilstück der Ringstraße wurd’ feierlich eröffnet, ein Ereignis, das von der Wienbibliothek gut dokumentiert wurde. Zwar war die Hofoper, einer der ersten Monumentalbauten, no ned ganz fertig, aber zwischen Schwarzenbergplatz und Burggarten standen scho beeindruckende Palais. Die Eröffnung fand mit großem Pomp vor dem Burgtor statt – a Meilenstein für Wien war erreicht.
Ein Kaleidoskop der Baustile am Ring
Historismus als Ausdruck der Epoche
Was die Ringstraße so besonders macht, is ned nur ihre Breite oder ihre Länge, sondern die unglaubliche Vielfalt und Qualität der Architektur. Ma spricht oft vom ‘Ringstraßenstil’, aber eigentlich is des a Mischung aus verschiedenen historisierenden Stilen – Neugotik beim Rathaus, Neorenaissance bei der Universität und der Staatsoper, Neobarock bei der Hofburg und dem Burgtheater, und griechische Klassik beim Parlament. Jeder Stil sollt die Funktion und Bedeutung des Gebäudes widerspiegeln. Des war a bewusste Entscheidung, um die Größe und Bedeutung des Kaiserreichs und seines aufstrebenden Bürgertums zu zeigen. Wia ma bei uns sogt: ‘Da hat ma ned gekleckert, sondern geklotzt!’
Theophil Hansen und das griechische Ideal
A ganz wichtiger Architekt dieser Zeit war der Theophil Hansen. Geboren 1813 in Kopenhagen, hat er dort Architektur studiert und sich durch Reisen, besonders durch einen mehrjährigen Aufenthalt in Athen, tief mit dem griechischen Baustil auseinandergesetzt. Diese Prägung siehgt ma deutlich an seinem Meisterwerk, dem Parlament. 1846 hat er sich in Wien niedergelassen und neben dem Parlament a andere wichtige Bauten wie den Musikverein, die Akademie der bildenden Künste und die Börse geschaffen. Fürs Parlament hat er ned nur des Gebäude entworfen, sondern die gesamte Innenausstattung bis hin zu den Möbeln, um a harmonisches Gesamtkunstwerk zu schaffen, wie es auch auf der Parlaments-Webseite nachzulesen ist. Aber Hansen war ned allein. Viele andere große Architekten wie Gottfried Semper, Carl von Hasenauer, Heinrich von Ferstel und Friedrich von Schmidt haben ihre Spuren hinterlassen.
Die Pracht der Zinshäuser
Neben den großen öffentlichen Bauten prägen aber a die sogenannten ‘Zinshäuser’ das Bild der Ringstraßenzone. Des san die typischen Wiener Mietshäuser aus der Gründerzeit, also etwa von 1840 bis 1918. Die erkennt ma an ihren reich gegliederten Fassaden mit aufwendigen Details, den oft mächtigen Portalen und den prächtig gestalteten Eingangsbereichen, oft mit bunten Fliesen. Innen drin gibt’s hohe Räume, die a Gefühl von Großzügigkeit vermitteln. Diese Zinshäuser, typisch für die Gründerzeit-Architektur, san ned nur Wohnraum, sondern a Ausdruck des bürgerlichen Selbstbewusstseins dieser Ära und tragen maßgeblich zum Charakter der Ringstraße bei.
Spuren des Jugendstils und der Moderne
Später hat dann a der Jugendstil, bei uns oft als Secessionsstil bezeichnet, seine Spuren hinterlassen. Die Secession als Künstlervereinigung mit Gustav Klimt an der Spitze und Architekten wie Otto Wagner prägten die Zeit um 1900. Auch wenn Wagners berühmte Bauten wie die Postsparkasse oder seine Wienzeilenhäuser ned direkt am Ring liegen, gehört ihr Geist untrennbar zur späten Ringstraßenära. A die Wiener Werkstätten trugen zur künstlerischen Blüte bei. Diese Mischung aus Pracht und Aufbruch macht den besonderen Reiz Wiens dieser Zeit aus.
Leben, Macht und Kultur im Herzen Wiens
Die Ringstraße als Bühne der Gesellschaft
Die Ringstraße war von Anfang an mehr als nur a städtebauliches Projekt. Sie war die Bühne für des gesellschaftliche, politische und kulturelle Leben Wiens. Hier hat des reiche Bürgertum seine Palais gebaut, hier wurden die wichtigsten Institutionen des Staates angesiedelt – vom Rathaus (dessen Standort gegenüber dem Burgtheater erst nach längerer Diskussion fixiert wurde) über die Universität bis zum Parlament. Des Flanieren am Ring gehörte zum guten Ton, man hat sich gezeigt und gesehen. Die zahlreichen Kaffeehäuser entlang der Straße wurden zu Treffpunkten für Künstler, Intellektuelle und Politiker.
Architektur mit politischer Botschaft
Die Architektur selbst war oft politisch aufgeladen. Beim Parlamentsgebäude zum Beispiel hat Architekt Hansen bewusst Formen und Symbole der griechischen Antike verwendet, um an den Ursprung der Demokratie zu erinnern. Die Materialien kamen aus allen Kronländern der Monarchie, um die Einheit des Reiches zu symbolisieren. Der Athenebrunnen davor (fertiggestellt 1902) steht für die Gewaltenteilung, und die Skulpturen der Rossebändiger an der Rampe sollen die Abgeordneten zur Mäßigung mahnen – a Botschaft, die vielleicht heut no genauso aktuell is wia damals.
Glanz und Schatten der Gründerzeit
Aber hinter der glänzenden Fassade der Gründerzeit hat’s a gebrodelt. Man spricht manchmal von der ‘Schönheit am Abgrund’. Während am Ring die Pracht gefeiert wurde, lagen soziale Spannungen in der Luft, und die politischen Konflikte im Vielvölkerstaat nahmen zu. Diese Ära des Glanzes tanzte quasi auf einem Vulkan, der dann mit dem Ersten Weltkrieg und dem Zusammenbruch der Monarchie 1918 ausgebrochen ist. Die Ringstraße is somit a Spiegel dieser komplexen Zeit, voller Glanz und gleichzeitig voller Vorahnungen.
Das Erbe der Ringstraße heute
Zerstörung, Wiederaufbau und UNESCO-Status
Was is von all dem Glanz und der Geschichte heut no übrig? I würd sagen: Fast alles! Natürlich hat sich viel verändert. Im Zweiten Weltkrieg hat’s schwere Schäden gegeben, zum Beispiel am Parlament, des zu rund 50 Prozent zerstört war. Aber der Wiederaufbau von 1945 bis 1956 is mit viel Respekt vor dem Original erfolgt, hat aber gleichzeitig moderne Bedürfnisse berücksichtigt. Heut is die Wiener Innenstadt mitsamt der Ringstraße a UNESCO-Weltkulturerbe, und des völlig zu Recht.
Ein lebendiges Denkmal voller Geschichten
Die Ringstraße is ned nur a Denkmal, sie is a lebendiger Teil von Wien. Sie is immer no die Prachtstraße Wiens, a Touristenmagnet, aber a wichtige Verkehrsader und Arbeitsplatz für viele Menschen. Wenn i heut entlang der Ringstraße geh’, egal ob zu Fuß, mit der Bim oder mit’m Radl, dann spür i immer no diesen besonderen Geist. I siehg ned nur die beeindruckenden Fassaden, sondern i denk an die G’schichtn dahinter, an die Architekten, die Baumeister, die Handwerker, die des alles geschaffen haben.
Es is faszinierend zu sehen, wie hier vor über 150 Jahren geplant und gebaut wurde. Mit welcher Vision, mit welchem handwerklichen Können und mit welchem Sinn für Ästhetik hier ans Werk gegangen wurde. Des is was, wovon wir uns heut oft a Scheibe abschneiden könnten. Die Ringstraße is ned nur a architektonisches Meisterwerk, sie is a Lehrstück in Sachen Stadtplanung und Baukultur. Sie erinnert uns daran, dass Architektur immer a Ausdruck ihrer Zeit is, aber a die Kraft hat, über Generationen hinweg zu bestehen und zu begeistern. A echtes Juwel, auf des wir in Österreich stolz sein können!